Warum ich stolz bin eine Behinderung zu haben

Teil I

Hmmm schwer zu beschreiben… klar ist es nervig auf einen angewiesen zu sein… sei es menschliche Hilfe oder Hilfsmittel, wie den Rollstuhl, insbesondere wenn der mal wieder kaputt geht -.-…

Täglich erfährt man Barrieren! Da ich mit ca. Jahren meine Diagnose Spinale Muskelatrophie bekommen habe, habe ich das Glück nichts anderes zu kennen… ich stelle mir immer wieder vor, wie schwer es sein muss, wenn der Eintritt ins Krüppelleben erst später kommt… Daher bin ich froh damit aufgewachsen zu sein, auch wenn es oft sehr schwer war!

Gerade als Kind… man konnte nur wenige Freunde besuchen bzw. am besten nur die, die keine Treppen hatten… Geburtstage waren meist sehr einseitig… zu Ausflügen, wie Freizeitparks, Freibäder, Hochseilgärten oder Trampolinanlagen wurde man kaum eingeladen, aus Rücksichtnahme, dass man sich nicht langweilt… schade weil ich persönlich mich nicht daran störe nur zu zuschauen, ganz im Gegenteil… ich habe noch zwei jüngere Geschwister und bin immer gerne mit gegangen… Übernachtungen bei anderen waren kaum möglich…

Immer wieder lerne ich andere „Leidensgenossen“ kennen… ich habe mich sehr oft gefragt, warum ich nicht „leide“, wie die meisten… vielleicht liegt es an meiner Erziehung… meine Mutter hat mich nie wie ein rohes Ei behandelt… Kinder probieren ja ganz viel auch ich natürlich hehehe… woran ich mich sehr gut erinnere:

Ich war bei einer Familie zu besuch, bei der meine Behinderung wie weggepustet war… so normal, wie die mich dort behandelt haben wird man kaum wiederfinden…

Kleinjessika malte wie man das so tut mit ca. 5 Jahren… nur versucht man insbesondere als Behindi (würde behaupten jeder Behindi hat das schon mal gemacht) seinen Status gerecht zu werden… ich nahm meine Stifte und schmiss sie auf den Boden… in der weisen Voraussicht meine Aufmerksamkeit zu bekommen und man ja schon sehen wird, dass sie jemand aufheben wird, weil ich armes Ding das ja nicht kann… Pustekuchen die Mutter meiner Sandkastenfreundin ist wie bereits gesagt etwas anders und verweigerte meine „Dienstherrschaft“…

huch na dann probiere ich es mal auf dem weg „ich bin soooo behindert ich kann das doch gar nicht!“… hätte ich damals gewusst wie die Paragraphen heißen hätte ich wohl gesagt: „hey das ist Diskriminierung!“… auch darauf hat sie sich nicht eigelassen… sie sagte: „wer das auf dem Boden schmeißen kann, kann das auch aufheben!“… ich: „ja wie soll ich das machen?! Komme ja nicht zum Boden runter und erst recht nicht wieder in den Rollstuhl!“… sie: „das ist ja kein Problem dabei helfe ich dir aber auch nur soviel wie du wirklich nicht kannst!“… das motzen und trotzen hat einfach nichts gebracht… ich musste auf den Boden und meine Stifte schön brav selbst aufheben!

Auch wenn ich zornig war, heute weiß ich, dass es perfekt von ihr war!

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